Vom Institutskeller in den Archivturm - Archivalien aus dem MPI für Eisenforschung

Wie rund 150 laufende Meter Altakten des Max-Planck-Instituts (MPI) für Eisenforschung ins Archiv der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) kamen

3. März 2021

Als die Leitung des Archivs der MPG in Berlin-Dahlem im Sommer 2019 eine Mitteilung des MPI für Eisenforschung in Düsseldorf erhielt, dass in dessen Institutskeller zahlreiche alte Akten entdeckt worden seien, konnte man noch nicht ahnen, welch umfangreicher Schatz an Institutsüberlieferung dort tatsächlich zu heben war. In einem Kellerraum des Instituts wurde umfangreiches Altaktenmaterial „entdeckt“, das teilweise noch aus der Zeit der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) stammt. Die Akten lagerten zumeist in Form von Stehordnern in vielen Regalmetern. Einige waren bereits in einem kritischen Erhaltungszustand. Deutlich zu sehen waren insbesondere starke Verschmutzung, Schimmel, Vergilbung und mechanische Schäden. Laut Aussage des Verwaltungsleiters waren diese Unterlagen in Vergessenheit geraten.

Dann ging alles recht schnell. Die zuständige Archivarin reiste nach Düsseldorf zur Sichtung und kam mit dem Verwaltungsleiter überein, dass vor einer archivischen Übernahme dringend eine Grundreinigung und Schimmelbehandlung vorzunehmen sei. Unkompliziert kamen Institut und das Archiv überein, den gesamten 150 Regalmeter zählenden Aktenbestand zunächst durch eine professionelle Restaurierungsfirma fachgerecht reinigen, technisch bearbeiten und verpacken zu lassen und anschließend von dort direkt ins Archiv der MPGin Berlin Dahlem zu bringen. Dabei beriet das Archiv bezüglich Verpackung und archivfachlichen Fragen. Die Organisation, Vergabe und Finanzierung der Restaurierung und des Transports leistete die Verwaltungsleitung des MPI in enger Absprache mit dem Archiv.

Noch in Düsseldorf übernahm diese im Vorfeld zudem eine wesentliche Vorarbeit, indem die große Anzahl an Aktenordnerrücken durchnummeriert wurde. Von jedem einzelnen Rücken erstellte die Restaurierungsfirma ein Foto, welches dem Archiv als Vorlage für die Erstellung einer ersten tabellarischen Aktenübersicht diente, die letzten Endes über 1.300 Nummern enthielt und dem Betrachter schon Mal ein gutes Bild über den Akteninhalt und den Zeitraum der Überlieferung bot. Dabei fiel sofort die frühe Laufzeit auf: ein beachtlicher Teil der Dokumente stammte noch aus den 1920er und 1930er Jahren, ein Zeitraum der vor allem aufgrund von Kriegsverlusten in vergleichbaren Archivbeständen eher dünn überliefert ist.

Nach dem alle restauratorischen Maßnahmen trotz „Corona“-Einschränkungen mit nur leichter Verzögerung abgeschlossen waren, kam der Tag der Anlieferung der sauberen und verpackten Akten nach Berlin Dahlem. Als die LKW-Ladung auf Paletten am 14.8.2020 eintraf, wurde sie sogleich von Archivmitarbeitern gesichtet und in die Magazinregale des Archivturms verräumt. Dort nimmt der Bestand, da durch die Verpackungsmaßnahmen geschrumpft, einen Platz von ca. 75 Regalmetern ein.

Besonderer Dank gilt an dieser Stelle der Verwaltungsleitung des MPI für Eisenforschung für die schnelle Reaktion infolge des außergewöhnlichen Kellerfunds sowie für die ausgezeichnete Zusammenarbeit. Schließlich wurde dort der Hauptteil geleistet, der im Ergebnis zu einem reibungslosen Ablauf führte.

Seit September 2020 werden die zahlreichen Akten nun sukzessive erschlossen und bilden im Archiv den Bestand II. Abt., Rep. 6 – MPI für Eisenforschung. Auch wenn Schriftgut aus der KWG-Zeit einen erheblichen Teil der Akten ausmacht, wurde die Überlieferung im Archiv der MPG zusammen gelassen, vor allem schon deshalb, weil viele Akten einen übergreifenden Zeitraum aus KWG- und MPG-Zeit aufweisen und der Zusammenhang durch eine nachträgliche Trennung der Akten zerstört würde. Inhaltlich stellt sich nach und nach heraus, dass ein großer Teil der Dokumente Forschungsrohdaten von einzelnen Versuchen enthalten, die die Grundlage für Publikationen einzelner Institutsabteilungen bildeten und teilweise mit Fotos und Plänen angereichert sind. Die Laufzeit der Überlieferung umfasst den Zeitraum von ca. 1920-1960.

Die Erschließungsarbeiten werden auf Grund des Umfangs des Aktenmaterials noch eine Weile andauern und voraussichtlich im Winter 2021/22 abgeschlossen sein und dann Interessierten zur Verfügung stehen.

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